Historie der Büchsenmacherfamilie Klett

Schon seit dem 16. Jahrhundert ist der Name Klett eng mit dem Büchsenmacherhandwerk verbunden. Alte Urkunden von 1578 belegen bereits die erfolgreiche Tätigkeit der Suhler Waffenschmiede Stephan und Valentin Klett. Im Dreißigjährigen Krieg war selbst Wallenstein Kunde bei den Büchsenmachern Georg und   Balthasar Klett in Suhl in Thüringen

 

 

In den südlichen Tälern des Thüringer Waldes wurde bereits im 13. Jahrhundert, begünstigt durch Erzvorkommen, Wasserkraft und Holzkohle, Eisen erzeugt. Der erste Eisenhammer an dem Flüsschen Lauter wird im Jahre 1437 beschrieben. Durch Wasserkraft betrieben verarbeiteten Eisenhammer und Rohrschmiede den Rohstahl zu Rüstungen und Waffen.

 

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt Suhl, an dem Fluss Hasel gelegen, zu einem Mittelpunkt der Waffenschmiede, die den deutschen Büchsenmachern Weltruf verschaffte. Um 1563 gab Georg Fürst von Henneberg den Suhler Büchsenmachern, Schlossern, Sporern und Windenmachern die Innungsrechte. Um sich vor schlechter Arbeit zu schützen und Ansehen im In- und Ausland zu erreichen, wurden strenge Auflagen für die Herstellung von Waffen erlassen.

 

Suhler Büchsenmacher lieferten ihre Erzeugnisse u. a. in die Schweiz, nach Spanien, Frankreich, Ungarn, Polen, Dänemark und Preußen. Bereits 1597 erhielt der Suhler Büchsenmacher Klaus Klett ein Zehrgeld der Stadt Zürich, wie aus den Rechnungen des Zeugamtes hervorgeht. Im Jahre 1600 kaufte Dänemark 6000 Gewehrläufe mit eingraviertem königlichem Wappen. Während der Türkenkriege bestellte Kaiser Rudolf II. viele tausend Musketen, die per Schiff über die Donau von Regensburg nach Wien transportiert, von dem Büchsenmacher Simon Stöhr geliefert wurden. Wallenstein kaufte bei den Suhler Händlern Georg Klett, Hans Heyelmann, Valentin Cronenberger, Hans Stöhr, Baltasar Klett und Anton Frey Aldenhoven Waffen. Zur damaligen Zeit kamen die Suhler zu großem Wohlstand und Ansehen. Mit dem Wohlstand entwickelte sich auch das Bedürfnis nach Luxus im 16. Jahrhundert. Die Nachfrage nach kostbaren Waffen stieg, sodaß auch die Fertigung von Prunkwaffen zunahm.

 

Von Valentin Klett existiert noch ein Radschloßgewehr im Deutschen Jagdmuseum München. Aber auch andere europäische Museen haben alte Waffen der Kletts in ihren Ausstellungen: In der Windsor-Sammlung befindet sich das älteste Gewehr mit Einstecklauf des Sigmunt Klett von 1652. Weitere Exemplare von ihm und Cornelius Klett haben ihren Platz im Badischen Landesmuseum bzw. im Metropolitan Museum von New York gefunden. Und Sotheby's Versteigerungskatalog vom Juni 1991 ruft ein "extrem seltenes vierläufiges Perkussions-Revolving-Paar" des Paul Klett von 1680 zu 20.000 Pfund auf.

 

Bei der Herstellung dieser Waffen kam es nicht nur auf die Qualität der einzelnen Teile, sondern auch auf die Präzision ihres Zusammenwirkens an. Das verlangte vom Büchsenmacher ein ständiges Bemühen um technische Verbesserungen. Während des 30jährigen Krieges (1618 - 1648) kam es vorübergehend zu einem Stillstand in diesem Handwerkszweig, als 1634 Kroaten unter ihrem Feldherrn, Graf Isolani, Suhl in Brand steckten. Mehr als 800 Gebäude wurden zerstört, zahlreiche Bürger ermordet und verschleppt. Verschont blieben 84 Häuser. Darunter auch der Eisenhammer, die Rohrschmiede, die Bohr- und Schleifmühle der Familie Klett. Dort konnte ein Teil der Arbeit wieder aufgenommen werden. Die Beharrlichkeit einiger Handwerker und die erneute große Nachfrage nach Suhler Waffen - der Krieg war ja noch lange nicht beendet - führte zu einem neuen Aufstieg.

 

Damals verließen aber auch zahlreiche Büchsenmacher mit ihren Familien die Stadt, um sich im Ausland eine Existenz aufzubauen. So zog Johann-Paul Klett der Ältere, nach Ebenau bei Salzburg, übernahm 1636 die Fürstbischöfliche Rohrschmiede und führte in Österreich die ersten Steinschlossgewehre ein. Später kehrte er nach Suhl zurück. Seine Söhne Cornelius, Sigmund und Johann-Paul, der Jüngere, waren weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannte Konstrukteure. Sie entwickelten Einsteckläufe, Magazinbüchsen und vierläufige Wendergewehre.

Die Nachfrage nach Waffen zu dieser Zeit war groß, aber sie ging auch auf Kosten der Qualität. Die Waffen wurden nicht nur von Büchsenmachern gefertigt, sondern u. a. auch von Schneidern, Schuhmachern, Metzgern. Das führte zu einem jahrelangen Streit und dem Erlaß einer Handelsvorschrift im Jahre 1663, die aber nicht befolgt wurde. Erst ein Erlaß nach 1710, der die Gewehrproduktion und den Handel nur den Personen erlaubte, die den Zünften der Rohrschmiede, Büchsenmacher und dem Schafferhandwerk angehörten, brachte den Suhler Büchsenmachern ihr Ansehen zurück.

 

Während des nordischen Krieges (1700 - 1721) nahm der schwedische Oberst Görtz, der mit 4000 Reitern in Suhl einfiel, mehrere tausend Waffen als Kriegsbeute mit. Darauf folgten magere Jahre mit wenigen Aufträgen. Erst der Österreichische Erbfolgekrieg (1740 - 1748) belebte die Nachfrage. Die Bayern bestellten Gewehre und auch König Friedrich II., der Große genannt. Ein Brand im Jahre 1753 brachte wieder einen Rückschlag; doch die Büchsenmacher bauten ihre Schmieden und Schleifmühlen zügig wieder auf. 

 

Im 7-jährigen Krieg (1756 - 1763) fertigten die Suhler allein in den ersten vier Jahren 25 000 Gewehre. Auch in diesem Krieg kam es zu zahlreichen Plünderungen, bei denen die Suhler viel Geld einbüßten. Am Ende des Krieges gab es viele Arbeitslose, weil die Aufträge ausblieben. Es wanderten zahlreiche Handwerker nach Österreich und Preußen aus. Die Krise dauerte bis 1778, als wieder ein Krieg drohte, und die Sachsen Waffen brauchten. Dänemark bestellte damals Seeflinten - Gewehre ohne Bajonett - für den Sklavenhandel in Guinea.

 

 

 

 

Im 19. Jahrhundert lieferten die Suhler Büchsenmacher Gewehre vorwiegend nach Bayern und Preußen. Aber nach den Napoleonischen Kriegen entstand in Suhl auch ein bedeutendes Zentrum für die Herstellung von Jagdwaffen.

 

 

 

 

Der letzte Suhler der Ahnenreihe Klett, Helmut Klett, lernte ab 1939 sein Handwerk bei der Firma Adamy in Suhl. Nach dem Kriege musste er sich eine neue Bleibe im Westen Deutschlands suchen, ließ sich in Borken nieder und baute sein Ladengeschäft mit Büchsenmacherei auf.

 

Die Nachfolge des 1990 verstorbenen Helmut Klett hat dann Sohn Eberhard Klett angetreten, der nach seiner Lehre im väterlichen Betrieb noch bei W. Gehmann/Karlsruhe (Inhaber der Firma vom Hofe) zusätzliche Kenntnisse holte und seit 1986 den Meistertitel vorweisen kann. 1988 übernahm Sohn Eberhard Klett das Unternehmen und firmiert seit 2011 an neuer Adresse unter Waffen Klett e.K. in neuen Räumlichkeiten mit dem derzeit modernsten Schiesskino NRW's 

 


Literatur:
H.W. Laumanns - Die Suhler Gewehrindustrie bis 1918 (Teil 1) DWJ 11/1985 1332 - 1335, Manfred Bahr - "Wild & Hund" Heft 21/1993 Seite 22